Schadstoffe im Hinterhof: Sanierung einer ehemaligen Chemie­werkstatt

Schadstoffe im Hinterhof: Sanierung einer ehemaligen Chemie­werkstatt
Stadt Oberursel Oberursel
Früher war es ein Kuhstall, dann eine Schlos­ser­ei, die 1953 zu einer Chemie­werk­statt aus- und umgebaut wurde. Aus dieser Nutzung des Grundstücks in Oberursel resultierte eine Verschmutzung mit krebserregenden Schadstoffen, das saniert werden musste. CDM Smith übernahm hierzu 2014 die Projektsteuerung.

Es ist ein unschein­ba­rer Innenhof in Oberursel, mitten im Zentrum der 46.000-Einwohner-Stadt. Und doch hat es das Grundstück in sich: Eine ehemalige Chemie­werkstatt hat hier über 20 Jahre lang Lösemittel und Korrosionsschutzmittel hergestellt. Fässer unsachgemäß mit Lösungs­mit­teln gereinigt und die Abwässer im Hof entsorgt. 1976 stellte die Werkstatt ihren Betrieb ein - zurück blieb der verseuchte Untergrund. Denn mit den Abwässern gelangten leicht­flüch­tige halo­ge­nierte Kohlen­was­ser­stoffe (LHKW) in das Erdreich und das Grundwasser. Diese Stoffe - überwiegend Trichlor­e­then und Tetrachlor­e­then - gelten als stark gesund­heits­schäd­lich.

Fläche
t
geschätzte Schad­stoff­menge

 

In den 1970er-Jahren ging das Grundstück in den Besitz der Stadt über. Um die Grundwasser- und Boden­ver­un­rei­ni­gun­gen zu beseitigen, entschied sich die Stadt für das Verfahren der Dampf-Luft-Injektion. Dabei werden die Schadstoffe durch Erhitzen des Untergrunds in einen gasförmigen Zustand überführt und abgesaugt. Sanie­rungs­va­ri­an­ten mittels Bodenaushub schieden für diesen Standort aus, da sich der Schaden in größerer Tiefe befindet und die Sanie­rungs­flä­che eng bebaut ist.

CDM Smith übernahm im Auftrag der Stadt Oberursel im Juli 2014 die Projekt­steue­rung für die laufende Altlas­ten­sa­nie­rung. Mit dem Einstieg in das Projekt überprüften wir die auf dem Standort befindliche Sanie­rungs­an­lage und das Sanie­rungs­feld. Wir planten und reali­sier­ten basierend auf den Ergebnissen eine Reihe von Opti­mie­run­gen. Hierzu fanden umfang­rei­che Bohr- und Umbau­ar­bei­ten statt. Ziel der Bohr­ar­bei­ten war es, den Untergrund der Sanie­rungs­flä­che für das Verfahren der Boden­luft­ab­sau­gung mit Dampf-Luft-Injektion in den zu sanierenden Grund­stücks­ab­schnit­ten besser zu erschließen. 

 

Bei dieser komplexen Sanierung profitiert der Kunde von unserer langen Erfahrung und dem breit gefächerten Fachwissen. Für jedes Problem haben wir einen Experten im Haus.
Volker Schrenk, Projektmanager

Darüber hinaus optimierten wir zusammen mit dem Betreiber die Sanierungsanlage und waren als Fremdüberwacher tätig. Das Monitoring der Raum- und Außenluft intensivierten wir deutlich Zudem unterstützten wir die Stadt Oberursel bei einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit und übernahmen das Projektcontrolling.

Im Rahmen der Boden­luft­ab­sau­gung wurden rund 4 t LHKW aus dem Untergrund entfernt. Die Aufheizung des Unter­grun­des wurde 2019 abge­schlos­sen und in der Nach­sor­ge­phase die Boden­luft­ab­sau­gung und Grund­was­ser­hal­tung weiter betrieben. Ende 2020 wurde die Boden­luft­ab­sau­gung erfolgreich beendet und die Sanie­rungs­an­lage abgebaut.

Aufgrund der Belastung des Grund­was­sers mit LHKW wurde im Sommer 2020 noch eine ISCO-Sanierung (In-situ-chemische Oxidation) durch­ge­führt. Damit konnte die LHKW-Belastung im Grundwasser unterhalb der Sanierungsfläche signifikant reduziert werden..

Ziel der Sanierung war die Raum­luft­qua­li­tät in den Gebäuden um und auf der Sanie­rungs­flä­che nachhaltig zu verbessern, so dass keine Raum­luft­rei­ni­gungs­ge­räte mehr betrieben werden müssen. Dieses Ziel wurde mit der Sanierung erreicht. 

Im Rahmen der Nach­sor­ge­phase erfolgt eine Überwachung des Grund­was­sers, der Bodenluft und Raumluft in den Gebäuden.

 

Volker Schrenk Volker Schrenk
Bei dieser Sanierung gibt es jeden Tag neue Fragen. Als Projektssteuerer finden wir auf jede Frage eine Antwort.

Wussten Sie schon? 

Beim Dampf-Luft-Injek­ti­ons­ver­fah­ren wird der Untergrund aufgeheizt, sodass die organischen Schadstoffe verdampfen und über eine Boden­luft­ab­sau­gung extrahiert werden können. Die konta­mi­nierte Luft wird über Aktivkohle gereinigt. Diese thermische Unter­stüt­zung beschleu­nigt die Boden­luft­ab­sau­gung. Zum Schutz der Anwohner wird sowohl die Raumluft der umliegenden Wohngebäude als auch die Außenluft umfassend überwacht.

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