Gefrorene Erde: Die Boden­ver­ei­sung hilft bei schwierigem Baugrund

Gefrorene Erde: Die Boden­ver­ei­sung hilft bei schwierigem Baugrund
Das Problem ist aus Kind­heits­ta­gen im Sandkasten bekannt: Sie wollen ein tiefes Loch in sandigem Untergrund graben. Weit werden Sie nicht kommen, denn der Boden rutscht von den Seiten nach. Stabil werden die Wände erst, wenn der Boden feucht ist. Eine senkrechte Wand ist erst dann möglich, wenn der nasse Sand im Winter gefroren ist. Ein Prinzip, das sich Ingenieure im Tief- und Spezi­al­tief­bau zu Nutze machen.

Von der Grundidee her funk­tio­niert die künstliche Boden­ver­ei­sung ähnlich wie ein Tief­kühl­schrank: In den Untergrund werden Löcher gebohrt und Gefrier­rohre eingebaut. Ein Gefrierrohr besteht aus einem äußeren Rohr, das am unteren Ende verschlos­sen ist, und einem inneren Rohr, das unten offen ist. Durch das innere Rohr wird ein Kälteträger eingeleitet, strömt über den Ringraum zwischen innerem und äußerem Rohr wieder zurück und entzieht so dem umgebenden Boden Wärme. Auf diese Weise entstehen um die Gefrier­rohre zylin­der­för­mige Frostkörper. Je länger man den Prozess fortführt, desto größer wird der Frostkörper. Das Erdreich wird mit fallenden Frost­kör­per­tem­pe­ra­tu­ren zunehmend fester und ist im gefrorenen Zustand wasserdicht.

Die Boden­ver­ei­sung ist ein besonders umwelt­freund­li­ches Verfahren: Der Boden wird vereist und das Bauwerk errichtet. Danach wird der Boden einfach wieder aufgetaut –ohne die ursprüng­li­chen Unter­grund­ver­hält­nisse maßgeblich verändert zu haben.
Sven Keßler, Verei­sungs­ex­perte

Die Bodenvereisungsverfahren

Je nach Rahmen­be­din­gun­gen kommen zwei unter­schied­li­che Varianten bei der Boden­ver­ei­sung zum Einsatz. Bei der Sole­ver­ei­sung dient als Kälteträger eine spezielle Salzlösung, die sogenannte Sole, mit einer Temperatur von bis zu -35 °C. Soll der Frostkörper dagegen besonders schnell aufgebaut werden, wird mit flüssigem Stickstoff gekühlt. Allerdings verdampft der flüssige Stickstoff auf dem Weg durch die Gefrier­rohre. Anstelle des bei der Sole­ver­ei­sung erfor­der­li­chen Gefrier­ag­gre­gats, das die Sole nach dem Wärmeentzug aus dem Boden wieder kühlt, muss bei der Stick­stoff­ver­ei­sung konti­nu­ier­lich Stickstoff aus Tanks nachliefert werden. Über längere Zeiträume ist dieses Verfahren daher sehr teuer. Mitunter werden auch beide Verfah­rens­ar­ten miteinander kombiniert: Erst wird der Frostkörper mit Stickstoff schnell ein­ge­fro­ren; aufrecht­er­hal­ten wird der Frost­kör­per dann jedoch mit einer Sole­ver­ei­sung.

Wussten Sie schon?

Die Boden­ver­ei­sung ist eine sichere und umwelt­freund­li­che Methode, um wasser­ge­sät­tigte Böden fester und wasser­dich­t zu machen. Der Kälteträger befindet sich in einem geschlos­se­nen Kreislauf und gelangt nicht ins Erdreich. Die Boden­ver­ei­sung kommt bei schwierigem Baugrund im Tief- und Tunnelbau sowie im Schachtbau zum Einsatz. Vor allem in inner­städ­ti­schen Bereichen hat sich die Baugrund­ver­ei­sung in den letzten Jahren bei Baumaß­nah­men oft bewährt. Um den Boden ohne weitere Zusatz­maß­nah­men vereisen zu können, muss er einen ausreichend hohen Wasser­ge­halt aufweisen und nur langsam vom Grundwasser durch­flos­sen werden.

Fact Sheet
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Unsere Experten Dipl.-Ing. Michael Löffler und Dipl.-Ing. Sven Kessler geben spannende Einblicke.

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Beitrag in "Spezialfälle und Sonderlösungen 2021"
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