Zwischen Schwanfamilien und instabilem Baugrund: Neubau der A72 geht in letzte Runde

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Zwischen Schwanfamilien und instabilem Baugrund: Neubau der A72 geht in letzte Runde
28. Juni 2018
Rötha
Es ist der Albtraum eines jeden Verkehrsplaners: Locker aufgefüllter Baugrund gepaart mit einem hohen Grundwasserstand, dazu eine bereits bestehende Bundesstraße und ein Biotop. Mit diesen Randbedingungen laufen die Vorbereitungen für den Bau des letzten Streckenabschnitts der A72 bei Rötha in Sachsen auf Hochtouren. CDM Smith plante die notwendigen Baugrundverbesserungen und begleitet nun die Maßnahmen vor Ort.

Der letzte Stre­cken­ab­schnitt der neuen Autobahn A72 zwischen Leipzig und Chemnitz hat es wahrlich in sich, oder besser: unter sich. Denn zwischen Rötha und der Anschluss­stelle A38 führt die Trasse über den aufge­füll­ten Tagebau Espenhain und damit über bis zu 70 m mächtige Verkip­pungs­mas­sen, die nur locker gelagert und daher für eine Bebauung zunächst ungeeignet sind. Hinzu kommen eine bestehende Bundes­straße direkt neben der Baustelle und hoch anstehendes Grundwasser, das ein Biotop entstehen ließ.

Nun steht der Baubeginn dieses heraus­for­dern­den letzten Abschnitts kurz bevor. Bereits 2014 erhielt CDM Smith vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) den Auftrag, den Baugrund zu untersuchen und den Groberdbau sowie die Unter­grund­ver­bes­se­run­gen zu planen, um spätere Setzungen der Verkehrs­dämme und Inge­nieur­bau­werke auf ein Minimum zu reduzieren. Mit großen Betonsteintürmen und mehreren Probe­fel­dern testeten die Ingenieure, mit welchen Verfahren die Unter­grund­ver­for­mun­gen für die Trasse und die Damm- und Brücken­bau­werke auf ein unkri­ti­sches Maß reduziert werden können. Im Anschluss werteten die Ingenieure das umfang­rei­che mess­tech­ni­sche Monitoring aus und optimierten die Art und Weise der Unter­grund­ver­bes­se­rung.

Das Ergebnis: Ohne Boden­ver­bes­se­run­gen und einer Vorwegnahme der Verfor­mun­gen geht es nicht. Dazu kommen gleich zwei Verfahren zum Einsatz: Rüttel­stopf­säu­len sollen den Boden über den gesamten Tras­sen­ver­lauf in etwa 10 bis 15 m Tiefe verfestigen. Zusätzlich wird der Baugrund in mehreren Teil­ab­schnit­ten mit Steinen und Erde über­schüt­tet, deren Auflast den Boden über mehrere Monate vorver­dich­ten soll. Angesichts dieser Maßnahmen rechnet das LASuV mit einer Bauzeit von acht Jahren.

"Wir freuen uns, dieses spannende Vorhaben weiterhin als geotech­ni­sche Gutachter zu begleiten.", sagt Projekt­in­ge­nieur Manuel Quilisch und fügt hinzu: "Auf diese Weise sichern wir nicht nur die technische Qualität der Baugrund­ver­bes­se­run­gen, sondern konnten diese auch wirt­schaft­lich optimieren und zugleich die Belange des Umwelt- und Natur­schut­zes berück­sich­ti­gen." 

Und das ist noch nicht alles, denn bislang sind Infra­struk­tur­pro­jekte in der Berg­bau­fol­ge­land­schaft eher dünn gesät. Das hängt vor allem mit den Unwäg­bar­kei­ten des Baugrunds und den damit verbundenen hohen Kosten zusammen. Projekt­lei­ter Jan Poßecker ist jedoch zuver­sicht­lich: "Mit Projekten wie diesen erweitern wir das Wissen, um auf den bindigen Misch­bo­den­kip­pen der ehemaligen Braun­koh­len­ta­ge­baue in Mittel­deutsch­land dauerhaft sicher zu bauen."

CDM Smith ist eines der führenden Ingenieur- und Consultingunternehmen in den Geschäftsfeldern Wasser, Umwelt, Infrastruktur, Energie, Bauwerke und Geotechnik. Wir sind Berater und Planer, realisieren aber auch komplette Bauprojekte – für unsere Kunden aus Industrie, Gewerbe und öffentlicher Hand.

Wir sind stolz, dass unser Konzept zur Verbesserung des Baugrunds nun umgesetzt wird.
Manuel Quilisch Projektingenieur
Wir sind sicher, unser Know-how auch für andere Beauftragungen einsetzen zu können.
Jan Poßecker Projektleiter
Unser Credo bei dem Projekt ist es, auch nach links und rechts zu schauen und weiter zu optimieren und die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten.